„Alles was vorher so selbstverständlich war, musste zurückgefahren werden“ - Interview mit SGS-Spielerin Irini Ioannidou

Irini Ioannidou zählt nach Ina Lehmann zu den dienstältesten Spielerinnen der SGS Essen und ist im Hauptberuf Groß- und Außenhandelskauffrau. Seit dem die 28-jährige im Juli 2010 vom FCR 2001 Duisburg an die Ardelhütte wechselte, stand die ehemalige Jugend-Nationalspielerin bisher in 145 Partien für die SGS auf dem Platz. Als äußerst faire aber schwer zu bespielende Abwehrspielerin erzielte Irini 15 Treffer für Essen.
KS: Hallo Irini, vielen Dank das du dir kurz vor der anstehenden Quarantäne (Grundlage des Hygienekonzepts "Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb" zur Fortführung des Spielbetriebs) vor dem Pokalkracher beim 1. FFC Turbine Potsdam Zeit für dieses Gespräch nimmst. Nach deiner Kreuzbandverletzung feiertest du am Mitte Februar im Ruhrderby beim MSV Duisburg dein Comeback. Was waren deine ersten Gedanken, als das Trainerteam dich aufforderte, dich für die Einwechslung bereit zu machen?
II: "Jetzt geht's wieder los“, war mein erster Gedanke. Nach so einer langen Leidenszeit war es natürlich schön wieder auf dem Platz zu stehen.
KS: Wie bist du zum Fußball gekommen, wann hast du zum ersten Mal gegen den Ball getreten und in welchen Vereinen warst du bis jetzt aktiv?
II: Ich habe schon von klein auf gegen irgendwelche Gegenstände getreten bis mir meine Eltern einen Ball gegeben haben. In der 1. Klasse habe ich dann direkt mit den Jungs aus meiner Klasse auf dem Schulhof gekickt. Einer von ihnen erzählte es seinem Vater, der dann meine Eltern anrief und fragte, ob ich nicht Mal zu einem Probetraining kommen möchte. Er war gleichzeitig auch der Trainer der Mannschaft bei der ich dann im Endeffekt die ersten Schritte meiner Karriere gemacht habe. Ich fing mit 6 Jahren bei der DJK Juspo-Essen-West an, bin mit 14 Jahren zum FCR 2001 Duisburg und mit 19 Jahren dann zu der SGS Essen gewechselt.
KS: Seit diesem Moment sind nun auch schon wieder drei Monate vergangen. Durch „Corona“ wurde der Trainings- und Spielbetrieb ausgesetzt. Wie sah dein Tagesablauf in dieser Zeit aus? Was hat dir am meisten gefehlt?
II: Der Tagesablauf war durch die Corona-Krise natürlich ein komplett anderer. Meistens habe ich vormittags unser Laufprogramm und nachmittags mein Krafttraining absolviert. Dazwischen habe ich viel gelesen, gekocht und bin mit dem Hund spazieren gegangen. Am meisten hat mir natürlich außer dem Fußball der Kontakt zu meinen Freunden gefehlt. Alles was vorher so selbstverständlich war, musste zurückgefahren werden, aber das ist jetzt meckern auf hohem Niveau. Im Endeffekt wissen wir alle, dass es Schlimmeres gibt als Zuhause zu bleiben.
KS: Am Mittwoch, 20. Mai 2020 wurde dann verkündet, dass es eine Fortführung der FLYERALARM Frauen-Bundesliga und des DFB Pokal der Frauen gibt. Fieberst du bereits dem Restart entgegen, auch wenn es „Geisterspiele“ werden? Wird es schwer fallen, wenn ihr auf eure treuen Fans in den jeweiligen Stadien verzichten müsst?
II: Ja klar, jetzt geht's endlich wieder los. Darauf arbeiten wir ja alle hin. Dass es Geisterspiele sein werden, wird am Anfang vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig sein, gerade weil wir auf unsere treuen Fans verzichten müssen, die uns immer tatkräftig unterstützen. Dennoch müssen alle Teams gleichermaßen damit umgehen. Unsere Einstellung muss mit oder ohne Fans die gleiche sein.
Ich bedanke mich bei dir für dieses tolle Gespräch und wünsche dir und deinen Mitspielerinnen viel Erfolg im Pokalviertelfinale in Potsdam.
© Kay Schuler/SGS Essen
Last update: 26.05.2020 08:56
Last update: 20.02.2020 - 21:42